Dieser Ort liegt auf einer felsigen Anhöhe an der B3 und war in der Vergangenheit "Urpfarre" der Gegend.
Früher verursachten die Felsklippen im Strombett viele Schiffsunglücke, weshalb schon die Kelten nach geglückter Überwindung der
Stromschnellen in St. Michael Dankesopfer darbrachten. Der Ort war also eine Gedenkstätte für Reisende. Auch heute wird die Kirche noch als "Autofahrerkirche" bezeichnet.
Das Bistum Passau ließ überall dort, wo sich solche heidnischen Opfer-stätten befanden, St. Michaelskirchen erbauen, um den heidnischen
Glauben auszurotten.
Solche Michaelskirchen deuten allgemein auf sehr hohes Alter hin.
So wurde unter Karl dem Großen schon 808 an der Stelle der heidnischen Opferstätte eine Kapelle errichtet.
Der hl. Michael galt als "Seelenführer", der die Seelen der Verstorbenen zum Gericht geleitete.
Die erste Kirche wurde 987 errichtet. St. Michael bildete damals das kirchliche Zentrum eines ausgedehnten Bezirkes, der sich zwischen
den Pfarren Weiten im Westen und Krems im Osten erstreckte. Durch die stärkere Besiedelung, die im 13. und 14. Jhd. einsetzte, wurden zahlreiche Pfarren aus der Mutterpfarre von St. Michael
ausgegliedert. Man muss bedenken, dass alle Neugeborenen zur Taufe und alle Verstorbenen zum Friedhof unter mühevollen Anstrengungen hierhergebracht werden mussten. Doch blieb St. Michael noch lange
Pfarrkirche des "Tales Wachau" mit den Orten Weißenkirchen, Joching und Wösendorf. Erst 1632 wurde Weißenkirchen selbständig und 1784 wurde schließlich die Pfarre von St. Michael in das
bevölkerungsmäßig weit größere Wösendorf übertragen. Seit dieser Zeit ist St. Michael Filialkirche von Wösendorf und nur mehr zu bestimmten Anlässen werden hier Gottesdienste
abgehalten.
Wehrkirchenanlage:
Früher waren Kirchenorte immer auch zentrale Plätze in Verwaltung und Verteidigung. Daher wurden diese Kirchen in gesicherter Höhenlage
errichtet und bildeten zusammen mit dem ummauerten Friedhof einen Rückzugs- und Verteidigungsbereich.
Kirche und Friedhof wurden mit hohen Ringmauern umgeben und gegen die Donau standen 2 Wehrtürme und eine Zugbrücke. Ebenso war auch ein
unterirdischer Gang zur Donau vorhanden. Im Brückenturm gab es eine Backstube. Bei Kriegsgefahr flüchtete die Bevölkerung mit ihrem Vieh in die Wehrkirchenanlage, wo genügend Platz
war.
Die Wehrkirchenanlage von St. Michael in der heutigen Gestalt geht wahrscheinlich auf die Zeit des Türkeneinfalles 1529 zurück.
Ferdinand I ließ damals die Wachauorte befestigen. Während des Baues erhoben sich die Bauern wegen der hohen kirchlichen Zehent- und Robot-leistungen. Die Pfarre hatte zu dieser Zeit zahlreiche
Weingärten, Klöster und Wirtschaftshöfe.
Bemerkenswert sind die Überreste der Wehrmauer entlang des Friedhofes.
Einen besonders schönen Ausblick auf das Donautal bietet das Aussichtsplateau des Michaelerberges.
Unter großen Schwierigkeiten wurde hier die Bundesstraße 1954-1958 vorbeigebaut. Die Bahn benötigt einen Tunnel.
Wehrkirche:
Vom romanisch und früh- bzw. hochgotischen Kirchenbau ist nichts erhalten. Nur an der Südfront der Kirche finden sich außen in
beträchtlicher Höhe 2 eingemauerte Steinköpfe, die wegen ihrer altertümlichen Art auf das 12. bzw. 13. Jhd datiert werden können.
Der Bau der Kirche in ihrer heutigen Gestalt geht auf das frühe 16. Jhd zurück.
Nachdem der Turm von spanischen Hilfstruppen zerstört wurde, bekam er ein für die damalige Zeit typisches Aussehen mit Rundzinnen,
Ecktürmchen und Schießscharten zur Verteidigung.
Auf dem rechten Strebepfeiler des Südeinganges in etwa 2,5 Meter Höhe steht geschrieben "Quo fata trahunt" ("Wohin führt das
Schicksal"). Wer mag das wohl vor 300 Jahren geschrieben haben?
Das Kircheninnere selbst wurde in den Jahren 1631 bis 1634 wesentlich verändert. Der in Krems tätige Cipriano Biasino, der auch das
Innere der Stadtpfarrkirche Krems wesentlich gestaltete, erhielt den Auftrag zur Barockisierung, die aber nur das Langhaus betraf (Ummauerung der Pfeiler und Einzug eines barocken
Kreuzgratgewölbes).
Der Hochaltarraum ist in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben und besitzt ein Netzrippengewölbe. Der Hochaltar stammt aus
dem Jahr 1690 und ist 1748 aus der Pfarrkirche von Stein hierhergebracht worden.
Die Holzfiguren stellen von links nach rechts den hl. Antonius mit dem Jesuskind, den hl. Rochus, den Pestheiligen (der Hund bringt ihm
das Essen), den hl. Sebastian und den hl. Johannes mit dem Adler dar.
Die zwei Hochaltarbilder verkörpern die hl. Familie. Weiters dargestellt: hl. Nikolaus neben hl. Josef, rechts hl.
Klara.
Bild oben: Gottvater mit der Weltkugel und der hl. Geist.
Links ist die Statue der hl. Katharina mit dem Rad und rechts die
hl. Barbara mit dem Kelch zu sehen. Als Krönung oberhalb der
hl. Michael mit dem Schwert und zwei Engeln.
Ebenso aus der Spätgotik stammen ein Ecce Homo (um 1420) im Chor rechts, eine donauländische Pieta (nach 1500; die Muttergottes hat den
Leichnam nicht auf ihrem Schoß sondern zu ihren Füßen, eine Besonderheit aus dieser Zeitepoche) und die an der südöstlichen Außenwand angebrachte Ölberggruppe mit Bemalungsresten
(1500).
Eine besondere Sehenswürdigkeit ist der Schmerzensheiland, eine Halbfigur aus Stein auf gotischer Konsole aus dem Jahr 1420. Es wurden
hier zwei Abschnitte der Leidensgeschichte, die Geißelung und die Kreuzigung bei dieser Statue in einem dargestellt.
Der rechte Seitenaltar mit den wunderschönen, barocken Engeln hat ein Altarbild des hl. Nepomuk.
Der linke Seitenaltar verdient besondere Aufmerksamkeit wegen der Stufen, die zum Altar führen. Diese wurden aus Grabplatten der ersten
Kirche hergestellt und stammen aus der romanischen und gotischen Zeit (1000 bis 1200).
Die Bilder des linken Seitenaltares (hl. Florian, darüber hl. Bartholomäus) sind Werke des "Kremser Schmidt".
Die Orgel zählt zu den ältesten und wertvollsten Niederösterreichs. Die Entstehungszeit ist mit 1660 anzusetzen und steht im
Zusammenhang mit der Barockisierung der Kirche. Sie besitzt bemalte Flügeltüren und ist im wesentlichen noch original erhalten bzw. authentisch ergänzt worden.
Besonders erwähnenswert im Inneren sind die 8 Apostelfiguren an der Orgelempore, welche in die Spätgotik (1500 bis 1520) zu datieren
sind.
Kanzel:
Die schöne Schnitzarbeit an der Kanzel stammt aus 1750. Die plastischen Figuren stellen die 4 Evangelisten dar. Von rechts nach links:
Matthäus mit dem Kinde, Johannes mit dem Buch, Lukas mit dem Stier und Markus mit dem Löwen. Auf dem Kanzeldach tragen Engel die Symbole der Kirchenväter. An der Kanzelrückwand der gute Hirt, an der
Decke der hl. Geist in Gestalt einer Taube. Der hl. Michael mit dem Schwert auf der Kanzelspitze.
Karner (Beinhaus):
Dieser stammt aus dem Jahr 1395 und erinnert an unsere Vergänglichkeit. Beachtenswert im Inneren ist das monumentale Fresko, das den hl.
Christophorus zeigt, der als Patron gegen den plötzlichen Tod gerade von den Donauschiffern sehr verehrt wurde, da diese immer den tödlichen Gefahren ausgesetzt waren. Im Inneren ist ein Altar mit
Totenköpfen aufgebaut. Zwei Sparsärge aus der josephinischen Zeit erinnern an die Zeit, als vom Kaiser angeordnet wurde, dass infolge der Holzknappheit, die Leichen mittels dieses Sparsarges in das
Grab gekippt wurden und der Sarg wiederverwendet werden konnte.
Ebenso sind durch den Donausand konservierte und zu Stein mumifizierte Leichen aus dem Mittelalter in Glasvitrinen zu
sehen.
Gestiftet wurde dieser Karner von Siegfried Freitl und seiner Gemahlin aus Wösendorf.
Gedächtnisstätte (Verteidigungsgrundturm):
Dieser wurde anläßlich des Ausbaues der B3 zu einer Gedächtnisstätte ausgebaut.
In der Mitte dieser Gedächtnisstätte steht ein 6 m hohes Sgraffito, das die Bedeutung und Geschichte des Donautales symbolisch zum
Ausdruck bringt. Darauf abgebildet: ein Postillon, der hl. Severin, Walther von der Vogelweide (zog singend durch die Gegend), Stift Melk, ein Hunne mit einer brennenden Fackel (Hunnen zogen raubend
und plündernd durch die Gegend), ein Dampfschiff (das 1. fuhr 1837) und ein modernes Schiff.
Heute findet dieser Turm als Aussichtsturm Verwendung, von dem man einen schönen Blick auf das Kirchendach hat.
Kirchendach:
7 Tierfiguren zieren das Kirchendach und zahlreiche Sagen knüpfen sich an diese Begebenheit an:
1.
So soll es einmal einen so strengen Winter gegeben haben, dass der Schnee fast bis zum Kirchendach reichte. 7 Hasen flüchteten auf
dieses Kirchendach, aber nach dem plötzlich einsetzenden Tauwetter konnten sie nicht mehr herunter und versteinerten auf dem St. Michaeler Kirchendach.
2.
Die 2. Sage besagt, dass der Baumeister Siebenrössel nicht schreiben konnte, sich aber trotzdem verewigen wollte und so 7 Rössel auf das
Dach setzte.
3.
Einer weiteren Version nach hieß der Dachdecker Siebenhaas und wollte ebenso nicht in Vergessenheit geraten, weshalb er sich figürlich
verewigte.
Die Originale dieser Tiergruppe sind im Museum der Stadt Krems zu besichtigen und lassen einen Hirsch und ein gesatteltes Pferd
erkennen.